Ortega schlägt zu

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Wer in diesen Tagen in Nicaragua oppositionelle Studenten und andere Aktivistinnen treffen will, verbringt viel Zeit in Cafés, Hinterzimmern von Restaurants und Einkaufszentren. Kaum jemand lebt zuhause, viele wollen sich nicht unnötig in der Öffentlichkeit zeigen, die großen Universitäten sind geschlossen. Doch dieses Mal ist das Warten umsonst. „Ich kann aus Sicherheitsgründen nicht kommen“, schreibt Edwin, den alle unter dem Namen „El Sombrerito“ kennen. „Ein Auto mit zwei seltsamen Personen verfolgt mich.“

Der Zeitpunkt für das Gespräch ist ungünstig. Es ist der 22. August. Unweit unseres vereinbarten Treffpunkts im Zentrum Managuas sind Anhänger der regierenden Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) auf den Straßen. Mit den schwarz-roten Fahnen der Partei ziehen sie durch die Innenstadt. Regierungschef Daniel Ortega hat zur Kundgebung aufgerufen, um den 40. Jahrestag der Besetzung des Nationalpalasts zu feiern, mit der die Sandinisten den Sieg gegen das Regime des Diktators Anastasio Somoza einläuteten. Ein gefährlicher Moment für einen bekannten Studenten wie Edwin.

taz, 27. August 2018

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