Zwischen Mafia und Kaziken: Community-Radios im mexikanischen Guerrero

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Ali Perez von Voces Nuestras Radio der Fachschule Ayotzinapa in Tixtla / Mexiko

Mafiaterror, Krieg, Armut – der Bundesstaat Guerrero ist eine der konfliktivsten Regionen Mexikos. Wer sich gegen die Großgrundbesitzer, Kartelle oder Soldaten zur Wehr setzt, lebt gefährlich. Immer wieder werden Menschenrechtsverteidiger, Mitglieder indigener Gemeinden oder Ökoaktivisten umgebracht. Trotz dieser schwierigen Voraussetzungen gehen auch in Guerrero Menschen in Freien Radios auf Sendung: In der Kleinstadt Tixtla senden Studenten einer pädagogischen Hochschule, in der Küstenregion betreibt eine indigene Gemeinde ein Radio. Sie alle verstehen sich als Teil sozialer und indigener Bewegungen, ihre Sender nutzen sie, um gegen fragwürdige Bergbauprojekte oder die Freilassung gefangener Compañeras und Compañeros zu mobilisieren.

Nachrichtenpool Lateinamerika vom 11. März 2014

Todsichere Geschäfte

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Polizist im mexikanischen Tixtla, mit schwäbischem Sturmgewehr

Hätte er doch auf sie gehört. »Pass auf, mit denen ist nicht zu scherzen«, hatte Maria Amadea de Jesús ihren Sohn gewarnt. Aber Gabriel ließ sich nicht aufhalten. Nun bleiben seiner Mutter nur noch die Bilder an der Wohnzimmerwand: Gabriel als Kind mit einem Fohlen, Gabriel mit dem ersten Flaum im jugendlichen Gesicht. Und es bleibt ihr dieses Foto, das ein Nachrichtenmagazin auf der Titelseite veröffentlichte. Es zeigt einen jungen Mann, der leblos auf der Straße liegt. Das Gesicht auf dem Asphalt, den Kopf in einer Blutlache. »Er war unschuldig«, sagt die 58-jährige verzweifelt und blättert von einer Heftseite zur nächsten. Bis sie zwei Abbildungen von Polizisten findet, die mit Gewehren auf Demonstranten zielen. Dann bricht sie in Tränen aus. »Die haben ihn umgebracht.« Noch immer fällt es Amadea de Jesús schwer, über diesen Tag zu sprechen.

Artikel im Neuen Deutschland vom 24. Februar 2014

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Der Druck auf die schwäbische Waffenschmiede steigt

Für die Gemeindepolizei im Einsatz: Gonzalo Morales und David Chanita
Für die Gemeindepolizei im Einsatz: Gonzalo Morales und David Chanita

Tixtla – Sie wollten doch nur demonstrieren, weil einige ihrer Mitstreiter zu Unrecht im Gefängnis saßen. Aber dann eskalierte die Situation. Es kam zu einem Handgemenge. Plötzlich brachten die Polizisten ihre Gewehre in Anschlag. „Da mussten wir ihnen doch ihre Waffen abnehmen.“ Gonzalo Molina sitzt auf einer Bank und blickt nervös um sich. Ständig klingelt sein Handy. Drei Monate ist es her, seit seine Miliz das Rathaus besetzt hatte. Die Geschichte kann für ihn noch böse ausgehen.

Stuttgarter Zeitung vom 4. Februar 2014

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Waffenexporte: Schüsse in der Grauzone

Maria Amadea de Jesús mit dem letzten Bild ihres Sohnes – er wurde bei einer Demonstration erschossen
Maria Amadea de Jesús mit dem letzten Bild ihres Sohnes – er wurde bei einer Demonstration erschossen

Sie hatte ihn gewarnt. „Pass auf, mit denen ist nicht zu spaßen“, hatte Maria Amadea de Jesús ihrem Sohn gesagt. Vergeblich. Nun bleiben ihr nur die Bilder an der Wand ihres Wohnzimmers: Gabriel als Kind mit einem Fohlen, Gabriel im Schneidersitz mit dem ersten Flaum im jugendlichen Gesicht. Dazu kommen die Fotos in einem Nachrichtenmagazin. Das Titelbild zeigt einen jungen Mann: Er liegt auf der Straße, das Gesicht auf dem Asphalt, den Kopf in einer Blutlache. „Er war unschuldig“, sagt sie verzweifelt und blättert von einer Heftseite zur nächsten. Bis sie Abbildungen von Polizisten findet, die mit Gewehren auf Demonstranten zielen. „Die haben ihn umgebracht“, erklärt die Mexikanerin und bricht in Tränen aus. Noch immer fällt es der 58-Jährigen schwer, über diesen Tag zu sprechen.
Artikel in welt-sichten vom Februar 2014
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In der Welt der falschen Hände

Gonzalo Molina, Mitglied der Gemeindepolizei von Tixtla, sitzt zurzeit im Gefängnis.
Gonzalo Molina, Mitglied der Gemeindepolizei von Tixtla, sitzt zurzeit im Gefängnis.

Eigentlich wollten sie nur protestieren. Sie wollten sich dafür einsetzen, dass ihre gefangenen Compañeros wieder freigelassen werden. Doch dann spitzte sich die Lage zu: Handgemenge, Schläge, Prügeleien. Plötzlich zielten die Polizisten mit Gewehren auf die Demonstrierenden. „Da mussten wir ihnen die Waffen abnehmen.“ Gonzalo Molina sitzt auf einer Bank und blickt nervös von links nach rechts, immer wieder klingelt sein Handy. Drei Monate ist es schon her, seit er und seine Leute für ein paar Stunden das Rathaus besetzt hatten. Es sollte nur eine symbolische Aktion sein. Trotzdem verfolgt ihn die Geschichte bis heute. Hätten sie die Gewehre nicht mitnehmen sollen?

Artikel in der Luxemburger Wochenzeitung woxx vom 19. Dezember 2013

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Gefährliche Beute

In der mexikanischen Provinz Guerrero sind Sturmgewehre deutscher Herkunft im Umlauf. „Wenn die Regierung die Gewehre hat, dann auch die Mafia“, sagt Gemeindepolizist Gonzalo Molina

AUS TIXTLA WOLF-DIETER VOGEL

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Sturmgewehr vomTyp G36 in Tixtla im mexikanischen Bundesstaat Guerrero,
Foto: Wolf-Dieter Vogel

Gonzalo Molina muss noch einmal los. Es ist dringend, unten im Stadtzentrum sind die Leute sehr besorgt. Seit der Tropensturm „Manuel“ den vielen Regen gebracht hat, steht Tixtla unter Wasser. Einige Wochen ist das schon her, doch die Bewohner müssen sich noch immer durch eine meterhohe stinkende Brühe kämpfen. Manche stehen im Schlamm vor ihren Häusern und bewachen Kühlschrank, Waschmaschine und anderen Hausrat. Denn die Diebe der Mafia nutzen das Chaos und gehen auf Raubzug. Also fährt Gonzalo Molina mit seinem Kollegen David Chanita zu einer Familie, die um Hilfe bat. Wer, wenn nicht die selbst organisierte Gemeindepolizei, sollte die Menschen im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero vor den Kriminellen schützen?

Reportage in der taz vom 29. 11. 2013

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Kampf den Tempelherren

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Im Kampf gegen die Mafia: Gemeindepolizisten im Bundesstaat Guerrero

Die Auseinandersetzungen zwischen Bürgermilizen und der Mafia in Mexiko haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Bewaffnete Selbstverteidigungsgruppen halten seit dem Wochenende das Rathaus der Stadt Tancítaro im Bundesstaat Michoacán besetzt, um die Gewalt der Kartelle einzudämmen. Unterstützt von großen Teilen der Bevölkerung kontrollieren sie auch weitere Dörfer in der Region.

Die örtliche Polizei musste sich zurückziehen. Neun Mitglieder des Kartells „Die Tempelherren“ seien getötet worden, sagt der Milizen-Anführer José Manuel Mireles. Außerdem sind bei den Schusswechseln zwei Landarbeiter gestorben. Um zu verhindern, dass die Bewaffneten weitere Gemeinden einnehmen, patrouillieren seit Montag Armee und Bundespolizei rund um Tancítaro.

Artikel in der taz vom 20.11. 2013

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Gemeindepolizei findet G-36-Gewehre

Mitglieder der autonomen Gemeindepolizei im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero haben bei der Besetzung des Rathauses der Stadt Tixtla am Montag, 26. August, mindestens zwei G-36-Sturmgewehre der Oberndorfer Rüstungsschmiede Heckler&Koch gefunden. Das meldet das Online-Portal „24 horas“. Diese Waffen durften gemäß der deutsche Exportgenehmigung wegen der schwierigen Menschenrechtslage nicht in die Region geliefert werden.

Meldung im Poonal-Pressedienst vom 3. September 2013

„Gemeindepolizei findet G-36-Gewehre“ weiterlesen