Viva Zapata!

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Er kämpfte in der mexikanischen Provinz, doch seine Ziele inspirierten bäuerliche und indigene Bewegungen weltweit. Das Land müsse denen gehören, die es bebauen, forderte der Revolutionär Emiliano Zapata. Seine „Befreiungsarmee des Südens“ vertrieb Großgrundbesitzer, verteilte deren Ländereien an die Bauern und sorgte dafür, dass die verarmte Bevölkerung zu ihrem Recht kam.

taz, 10. April 2019

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Tödliche Exporte, Milde Urteile

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Ob sich der Wunsch von Leonel Gutiérrez und seiner Familie bewahrheitet? „Wir hoffen, dass dieses Urteil dazu beiträgt, dass es künftig keine deutschen Rüstungsexporte in Länder wie Mexiko und andere Krisenregionen mehr geben wird“, sagte der Mexikaner, nachdem das Stuttgarter Landgericht im Februar zwei frühere Beschäftigte des Kleinwaffenherstellers Heckler & Koch zu Bewährungsstrafen verurteilt hatte.

Zudem muss das Schwarzwälder Unternehmen 3,7 Millionen Euro Strafe zahlen, weil es Sturmgewehre von Typ G36 in mexikanische Bundesstaaten lieferte, obwohl die deutschen Exportbehörden wegen der schlechten Menschenrechtslage keine ­Genehmigung erteilt hatten. Die Angeklagten seien an der ­Fälschung von Ausfuhrdokumenten beteiligt gewesen, um den tatsächlichen Verbleib der Produkte zu verschleiern, urteilte das Gericht. Der frühere H & K-Geschäftsführer Peter Beyerle ging straffrei aus.

Amnesty-Journal, März/April 2019

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Die süße Verführung aus der Mixteca

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Der Tag ist noch jung, die ersten Sonnenstrahlen lassen auf sich warten. Doch Ernesto García José und seine Kollegen wollen jede Minute nutzen, um ihre kostbare Ernte einzubringen. In diesen Wochen stehen die Bäume, Büsche und Sträucher in der Costa Chica in voller Blüte – es ist Hoch-Zeit für die Bienen in der südmexikanischen Pazifikregion. Höchste Zeit für die Imker, die mit Honig gesättigten Waben aus den Bienenstöcken holen.

In seinem weißen Overall, das Gesicht durch eine fein vergitterte orangefarbene Haube geschützt, steht García mitten in einem Schwarm der angriffslustigen Insekten und bläst mit einer kleinen Pumpe Rauch in die Holzkästen. „Wenn man die Bienen nicht einräuchert, werden sie so aggressiv, dass kein Arbeiten möglich ist“, sagt der 28-Jährige. Unterdessen stapeln seine Kollegen die wertvolle Ware auf die Ladefläche des Geländewagens.

Welt-Sichten, 20. Februar 2019

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Niemand will Dreck aufwirbeln

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Joaquín „El Chapo“ Guzmán wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Das ist die gute Nachricht, die gestern aus einem New Yorker Gericht verlautete. Denn der Chef des mexikanischen Sinaloa-Kartells ist für Massenmorde, Folterungen und andere schwere Verbrechen verantwortlich.

Mit diesem Urteil ist ein erster Schritt getan. Nun müsste der zweite erfolgen, um seiner Organisation ein Ende zu setzen. Damit Guzmáns Kartell agieren kann, braucht es ein umfangreiches Netzwerk von korrupten Helfern: Politiker, Polizisten, Militärs, legale Unternehmen und Banken. Ohne sie lassen sich keine Tonnen von Heroin herstellen, transportieren und über die US-Grenze schmuggeln. Und ohne sie kann man auch keine Milliardenumsätze in „sauberes Geld“ waschen.

taz, 13. Februar 2019

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Bis zum Tod im Gefängnis

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Auf seine „Vitamine“ wird Joaquín Guzmán Loera wohl künftig verzichten müssen. „Vitamine“ – so bezeichnete der mexikanische Mafiaboss nach Aussagen eines Zeugen jene Mädchen, die er sich für 5.000 US-Dollar bringen ließ und dann vergewaltigte, weil ihn das kickte.

Auch andere Verbrechen, die sich der Chef des Sinaloa-Kartells zu Schulden hat kommen lassen, wird er in Zukunft nicht mehr verüben können. Denn die zwölf Geschworenen eines New Yorker Gerichts, das drei Monate lang gegen den 61-Jährigen verhandelte, haben ihn in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen.

taz, 13. Februar 2019

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Protestant des Volkes

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MEXIKO-STADT taz | Fünf Monate hat Mexikos gewählter Präsident bereits faktisch mitregiert. Am 1. Dezember übernimmt Andrés Manuel López Obrador, kurz AMLO, nun auch offiziell sein Amt.

Gleich nachdem ihm die MexikanerInnen am 1. Juli mehrheitlich ihre Stimmen gegeben haben, legte der 64-Jährige los. Seine Vertreter diskutierten mit, als es galt, mit US-Präsident Trump einen neuen Freihandelsvertrag zu vereinbaren. AMLO initiierte Foren, auf denen Angehörige von Gewaltopfern mit künftigen Regierungsmitgliedern über die katastrophale Menschenrechtslage sprachen. Seine Morena-Partei organisierte Volksbefragungen, in denen das Ende eines im Bau befindlichen Flughafens beschlossen wurde. Niemand interessierte sich noch für seinen regierenden Vorgänger Enrique Peña Nieto von der ehemaligen Staatspartei PRI. AMLO stahl ihm die Show.

taz, 30. November 2018

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Endstation Grenze

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Keine hundert Meter liegt das Land entfernt, an das Vicente Romero Pimea so grosse Hoffnungen knüpft. Er hat sich ganz nach oben gesetzt, auf die höchste Bank der hölzernen Tribüne der Sportanlage Benito Juárez. Von hier aus kann er über den rostigen, fünf Meter hohen Metallzaun hinwegblicken, der ihn von seinem Ziel trennt. 4000 Kilometer hat der 48-Jährige aus Honduras in den letzten Wochen zurückgelegt, um hierherzugelangen. Er hat tropische Regengüsse unter Plastikplanen ertragen, ist stundenlang bei brütender Hitze marschiert und hat die kalten Nächte überstanden. Jetzt ist er hier, in der nordmexikanischen Stadt Tijuana. Nur noch eine letzte Hürde müsste er überwinden, um in die USA einzureisen. Aber wie?

woz, 22. November 2018

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Endstation Tijuana

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TIJUANA taz | Sie haben sich ganz nach oben gesetzt. Von hier aus, von der höchsten Sitzbank der hölzernen Tribüne eines Baseballfelds, sieht man gut auf die andere Seite, auf die trockenen Berge und einige Häuser, die den Beginn einer größeren Stadt vermuten lassen. Nur eine Autobahn und ein vom Rost braun gefärbter drei Meter hoher Metallzaun trennen Vicente Romero ­Pimea und Marvin Josua Fernandez von dem Land ihrer Träume.

Und doch wissen sie nicht, ob sie diese Grenze jemals überwinden werden. Dabei haben sie in den letzten fünf Wochen 4.000 Kilometer zurückgelegt und zahlreiche Nächte mit tropischen Regengüssen unter provisorisch gespannten Plastikplanen verbracht. Sie sind bei unerträglicher Hitze stundenlang gelaufen, um genau hier anzukommen: in Tijuana. Von der Grenzstadt im Norden Mexikos aus wollen sie in die USA einreisen.

taz, 19. November 2018

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Allgegenwärtige Angst

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OAXACA taz | Wer am Dienstagmorgen die New Yorker Brooklyn-Bridge passieren wollte, musste mit erheblichen Verzögerungen rechnen. Die Brücke war gesperrt, selbst der Luftraum wurde abgeriegelt, wie auf Fernsehaufnahmen zu sehen war. Nur ein Konvoi gepanzerter schwarzer Fahrzeuge bewegte sich vom Manhattener Gefängnis Richtung Brooklyn.

Es war die Eskorte für den derzeit gefährlichsten Gefangenen des Landes: den mexikanischen Mafiaboss Joaquín Guzmán Loera,wegen seiner geringen Körpergröße auch „El Chapo“, der Kurze, genannt. In seiner Heimat war er zweimal aus dem Knast ausgebrochen. Hier im Herzen der USA wollten die Strafverfolger kein Risiko eingehen. Der 61-Jährige sollte sicher zu seinem Prozess im Eastern District Court gebracht werden.

taz, 14. November 2018

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Wenige Tage bevor am Montag in New York der Prozess gegen den mexikanischen Mafiaboss Joa­quín „El Chapo“ Guzmán beginnt, zog die US-Antidrogenbehörde DEA ein aktuelles Resümee. Das Sinaloa-Kartell Guzmáns sei weiter expandiert, heißt es in dem Bericht. Insgesamt seien die kriminellen Organisationen des Nachbarlandes die größte Bedrohung für die USA in Sachen Drogen. 91 Prozent des in den Staaten konsumierten Heroins stammten von dort. 2017 sei die Opiumproduktion in Mexiko im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent gestiegen.

Natürlich war nie zu erwarten, dass die Verhaftung des größten mexikanischen Capos sowie einiger seiner Konkurrenten das Drogengeschäft eindämmen würde. Die Kartelle sind interna­tio­nal organisierte Unternehmen, jeder ist ersetzbar.

taz, 4. November 2018

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