Hunger als Waffe

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Die Regierungspolitik in Venezuela spaltet die Gesellschaft zunehmend. Das zerstört auch das soziale Netz im Armenviertel La Vega am Rand der Hauptstadt Caracas, erklärt Jesuit Infante, der sich um soziale Projekte kümmert. Etwa mit der Lebensmittelzuteilung übe das Regime soziale Kontrolle aus.

Mittagspause in der Schule der Kirchengemeinde San Alberto Hurtado. Höchste Zeit für eine Mahlzeit. Etwa zwei Dutzend Jungen und Mädchen drängeln sich um einen langen Tisch. Ungeduldig warten sie auf das Essen.

Für einige von ihnen ist der Teller mit Bohnen, Reis und Kochbananen das einzige, was sie an diesem Tag zu sich nehmen. Denn im Armenviertel La Vega am Rande der venezolanischen Hauptstadt Caracas fehlt es an allem. Die Ladenregale sind leer, Grundnahrungsmittel sind nur für teures Geld auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Pfarrer Alberto Infante spricht von einer humanitären Krise.

Deutschlandfunk Kultur, 24. September 2017

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Kaum gebremst: Deutsche Waffen für Nahost

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Foto: Markus Bickel

In der Arena tobt der Krieg: Soldaten schießen auf Milizen, Panzer kreuzen, Häuser brennen. Dann greifen Kampfjets ein, die feindlichen Truppen flüchten. Die Zuschauer sind begeistert.

Mit diesem ungewöhnlichen Schauspiel beginnt Mitte Februar die Waffenmesse IDEX in Abu Dhabi. Auf einem inszenierten Schlachtfeld demonstrieren die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate ihre Kampfkraft. Nebenan stellen Firmen aus aller Welt fünf Tage lang Rüstungsgüter zur Schau. Auch viele deutsche Unternehmen sind dabei. Andreas von Büren vom Bundesverband der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, dem BDSV, ist zufrieden:

„Also, wir liegen bei über 4.000 Quadratmetern dieses Jahr, 49 Unternehmen. Damit sind wir der zweitgrößte Aussteller, also außerhalb der einheimischen Industrie, nach den USA.“

Deutschlandfunk, 16. März 2017

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Der Jahrmarkt des Todes

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Foto: Markus Bickel

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri teilte in dieser Woche mit, dass derzeit so viele Waffen verkauft werden wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr. Sturmgewehre, Panzer, Kriegsschiffe: noch bis Freitag stellen Unternehmen aus aller Welt in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ihre Waren zur Schau. Unweit der Kriegsschauplätze Syrien, Libyen und dem Jemen gelegen verspricht die Waffenmesse IDEX in Abu Dhabi hohe Umsätze. Ich habe mich in den Messehallen umgeschaut:

DeutschlandRadio, 22. Februar 2017

Yanel Barbeito: Eine deutsch-kubanische Tanzgeschichte

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Foto: Omar Gomez

Tanzen mit körperlicher Einschränkung. Die Kubanerin Yanel Barbeito tritt trotzt ihrer spastischen Lähmung im kubanischen Fernsehballett und inzwischen auch auf deutschen Bühnen auf. Vor über dreißig Jahren war sie das erste Mal in Deutschland, in der damaligen DDR erhielt sie von 1978 bis 1982 eine wertvolle medizinische Behandlung. Nun ist sie zurückgekehrt. Yanel Barbeito beteiligte sich am Stück „UpDATING YOU“ der Kölner Tanztheatergruppe DIN A 13. Doch die lebensfrohe Tänzerin ist eine Ausnahme. Noch immer leben viele Menschen mit Behinderungen in Kuba unter schwierigen Bedingungen und kämpfen für Ihre Rechte.

Radiobeitrag für den Nachrichtenpool Lateinamerika, 22. Dezember 2016


 Den Poonal-Artikel zu diesem Beitrag findet Ihr hier.

Die Armut kehrt zurück

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Wasser ist Mangelware, mit der Brause sieht es besser aus. Foto: Franziska Bruder

Die einen reden vom Wirtschaftskrieg, die anderen von einer verfehlten Ökonomie: Seit in Venezuela die Lebensmittel immer knapper werden und die Inflation ins Unermessliche steigt, eskaliert die Lage zunehmend. Die Linksregierung macht die USA und die heimische Oligarchie für die Krise verantwortlich, Oppositionelle wollen Präsident Nicolás Maduro mit einem Referendum stürzen.

Was steckt hinter dem Kollaps eines Sozialsystems, das von der UNO noch vor drei Jahren für die erfolgreiche Bekämpfung des Hungers gelobt wurde? Eines ist offensichtlich: Venezuela leidet unter einer Wirtschaft, die auf Sand gebaut war. Der niedrige Erdölpreis, massive Korruption und eine zunehmende Militarisierung könnten dazu führen, dass das Land einen Gewaltausbruch erlebt.

Ein Radiofeature für das

Journal Panorama / ORF vom 14. September 2016

Der Pfad der Frauen

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Marina Gallego, Sprecherin der Ruta Pacífica de las Mujeres

Wenn alles gut geht, unterschreiben die kolumbianische Regierung und die Guerillaorganisation FARC in den nächsten Monaten eine Friedensvertrag. Noch ist das nicht ausgemacht, weiterhin sind sich die Verhandlungspartner in einem entscheidenden Punkt uneinig: der Reintegration der Guerilleros und Guerilleras in die Gesellschaft. Außer Frage steht jedoch schon jetzt, dass Frauen in diesem Friedensdialog eine wichtige Rolle spielen. Wie in keinem anderen Prozesse dieser Art waren feministische Organisationen in die Verhandlungen mit einbezogen. Vor allem das Netzwerk „Ruta Pacífica de las mujeres“ setzte sich für diese Beteiligung ein. Deren Sprecherin Marina Gallego erhielt jüngst stellvertretend für die „Ruta Pacífica“ den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung. Aber wird ein Ende des Krieges auch der Gewalt Grenzen setzen, der Frauen in Kolumbien ausgesetzt sind? Onda hat nachgefragt.

Der Beitrag: https://www.npla.de/podcast/kolumbien-der-pfad-der-frauen/

Den Poonal-Artikel zum Audiobeitrag findet ihr hier.

Von der Gelähmten zur Profitänzerin

koeln-7Draußen ist endlich der Frühling angekommen, doch den Tänzerinnen und Tänzer bleibt keine Zeit für Kaffeepausen unter den Bäumen auf dem Gelände der Kölner Wachsfabrik. Nur wenige Tage fehlen bis zur Premiere von „UpDATING YOU“, und noch immer stimmen einige Schritte nicht. Yanel Barbeito springt auf die Bühne und tanzt mit einem jungen Mann im Rollstuhl. Sechs Stunden Probe am Tag, eine unglaubliche Anstrengung für eine Frau, die ihre Arme und Beine nur eingeschränkt bewegen kann. Trotzdem ist die Kubanerin glücklich. Denn mit der DINA13-Tanzcompany macht die 44jährige völlig neue Erfahrungen.

Weiterhören:

DeutschlandRadio, 13. Mai 2016

Mexiko außer Kontrolle: Wo kriminelle Kartelle das Land regieren

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Ayotzinapa: Ich bin langsam, aber schonungslos – die Gerechtigkeit. Foto Kristin Gebhardt

Entführungen, Erpressungen, Morde – seit Jahren fordert der mexikanische Drogenkrieg seine Opfer. Über 100.000 Menschen sind seit 2006 gestorben, mindestens 25.000 wurden verschleppt.

Häufig können die Verbrecher auf den Schutz staatlicher Vertreter bauen – in vielen Gemeinden stehen die Bürgermeister auf den Gehaltslisten der Kartelle, lokale Polizisten und andere Beamte arbeiten oft direkt für die Mafia. Längst hat die Bundesregierung in einigen Regionen die Kontrolle verloren. Kritiker werfen ihr vor, nicht konsequent gegen Korruption und Menschenrechtsverletzungen vorzugehen.

Die Menschen versuchen indes, sich selbst zu helfen und organisieren sich in Bürgerwehren. Und sie machen sich selbst auf die Suche, um nach ihren verschwundenen Angehörigen zu suchen.

Radiobeitrag für den ORF, Journal Panorama, 11. Februar 2016,

 

Ohne Landreform kein Frieden

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Padre Echeverrí. Foto: adveniat

In diesem Jahr stellt die bischöfliche Aktion Adveniat die Menschenrechtsarbeit der katholischen Kirche in Lateinamerika in den Mittelpunkt. Einer, der vor Ort für Gerechtigkeit und Versöhnung kämpft, ist der kolumbianische Pfarrer Darío Echeverrí. Er vertritt bei den Verhandlungen für einen Friedensvertrag zwischen Regierung und Guerilla-Organisation FARC die Opfer des Bürgerkrieges.

Es war ein entscheidender Tag für die Zukunft Kolumbiens: Am 23. September verkündeten Vertreter der Regierung und der FARC-Guerrilla im kubanischen Havanna einen endgültigen Fahrplan für einen Friedensvertrag. Drei Jahre hatten sie bereits verhandelt, doch nun konnten sie sich an einem zentralen Punkt verständigen: Man einigte sich auf eine künftige Übergangsjustiz. Also darauf, wie das Land mit den unzähligen Menschenrechtsverletzungen umgehen soll, die Soldaten und Guerrilleros in dem über 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg verübt haben. Für Padre Darío Echeverrí war diese Einigung ein besonders großer Erfolg:

DeutschlandRadio, 20. Dezember 2015

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Traurige Suche nach Gewissheit

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„Ich suche dich, bis ich dich gefunden habe“. Mario Vergara

Ast für Ast kämpft sich Mario Vergara durch das dornige Gestrüpp. Hier in den Bergen rund um die Stadt Iguala müssen die Kriminellen seinen Bruder Tomás verscharrt haben. Vor drei Jahren wurde er entführt, seither fehlt jede Spur. Nun hat sich Vergara selbst auf die Suche gemacht.

Gemeinsam mit anderen, die ihre Angehörigen vermissen, durchkämmt der 40-jährige Mexikaner das Gelände. Doch zwischen all dem Unkraut und den vertrockneten Büschen fällt es schwer, die Erdlöcher zu finden, in denen die Mörder ihre Opfer verschwinden ließen.

„Wir suchen nach Anzeichen dafür, dass die Erde bewegt wurde. Man erkennt das zum Beispiel, wenn die Steine etwas tiefer liegen.“

Vergara entdeckt eine leichte Absenkung, auf der die Erde locker aufliegt. Hier müsse etwas sein, sagt er. Dann nimmt er eine Eisenstange, treibt sie mit kräftigen Hammerschlägen in den Boden und zieht sie wieder heraus. Riecht es nach verfaultem Fleisch, liegt hier ein Toter.

Deutschlandradio, 20. September 2015

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