Bis zum Tod im Gefängnis

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Auf seine „Vitamine“ wird Joaquín Guzmán Loera wohl künftig verzichten müssen. „Vitamine“ – so bezeichnete der mexikanische Mafiaboss nach Aussagen eines Zeugen jene Mädchen, die er sich für 5.000 US-Dollar bringen ließ und dann vergewaltigte, weil ihn das kickte.

Auch andere Verbrechen, die sich der Chef des Sinaloa-Kartells zu Schulden hat kommen lassen, wird er in Zukunft nicht mehr verüben können. Denn die zwölf Geschworenen eines New Yorker Gerichts, das drei Monate lang gegen den 61-Jährigen verhandelte, haben ihn in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen.

taz, 13. Februar 2019

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Tage der Toten

los carteles no existenDer Titel klingt provokativ. „Die Kartelle existieren nicht“ – nennt der Journalist Oswaldo Zavala sein jüngst in Mexiko erschienenes Buch. Anhand von Publikationen setzt sich der mexikanische Autor mit dem Phänomen auseinander, das gemeinhin als „narco“, als Drogenmafia, bezeichnet wird. Er wirft einen kritischen Blick auf das Bild, das Zeitungsartikel, Romane, Sachbücher und Spielfilme von den kriminellen Organisationen zeichnen.

Zavala beschäftigt sich zu Recht intensiv mit Fiktionen. Denn gerade auf Erzählungen wie Don Winslows „Tage der Toten“ oder dem Netflix-Krimi „El Chapo“ basiert das populäre Wissen über den Alltag krimineller Banden, über Mafiabosse sowie deren Verbindungen zu korrupten Politikern oder Antidrogenbehörden. Daran ist einiges wahr. Wer Winslows Thriller liest, entdeckt viele Parallelen zu Ereignissen, die real stattgefunden haben.

taz, 1. September 2018

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Mafia und Staat gegen die Pressefreiheit

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Oaxaca. Zwei Morde, eine Entführung und mindestens ein weiterer bewaffneter Überfall – die wiederholten Angriffe auf Medienschaffende in der vergangenen Woche haben in Mexiko eine Welle des Protests ausgelöst. In zahlreichen Städten gingen Journalisten auf die Straße, viele Zeitungen berichteten ausführlich über die Attacken.

Staatschef Enrique Peña Nieto berief eine Sondersitzung seines Kabinetts ein. Am Sonntag haben 186 in Mexiko arbeitende internationale Korrespondenten die Regierung aufgefordert, die Sicherheit ihrer Kolleginnen und Kollegen zu garantieren: Die Straflosigkeit der Täter müsse ein Ende haben.

taz, 23. Mai 2017

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Ya basta

ungassDie kühnste Idee kam von Hector Astudillo Flores. Man solle den Anbau von Schlafmohn und Marihuana legalisieren, forderte der Gouverneur des südmexikanischen Bundesstaats Guerrero – einer Region, deren Opiumproduktion die Hälfte des US-amerikanischen Heroinkonsums deckt. »Wir müssen außergewöhnlichen Problemen mit außergewöhnlichen Maßnahmen begegnen«, sagte er im März. Den Vorschlag sollten die Vertreter seines Landes zur UN-Drogenkonferenz UNGASS in New York mitnehmen.

Astudillo will die Legalisierung auf Pflanzen beschränken, die zu medizinischen Zwecken angebaut werden. Dennoch ist sein Vorhaben einer verbreiteten Erkenntnis geschuldet: Wo Hanf, Schlafmohn oder Kokasträucher illegal kultiviert werden, gehören Erpressung, Mord und Totschlag zum Alltag. »90 Prozent der gewalttätigen Vorfälle in Guerrero geschehen im Zusammenhang mit Drogen«, ist der Politiker der ehemaligen Staatspartei PRI überzeugt.

Jungle World, 21. April 2016

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Zurück nach Altiplano

sinaloaAusliefern oder nicht? Kaum war Joaquín „El Chapo“ Guzmán am vergangenen Freitag verhaftet worden, forderten Sicherheitsexperten die Auslieferung des mexikanischen Drogenbosses an US-Behörden. Bereits am folgenden Tag ließ auch Mexikos Generalstaatsanwaltschaft wissen, man werde den Weg freimachen, um den 58jährigen in die USA zu bringen. Doch so einfach geht es das nicht: Die Anwälte des Chefs des Sinaloa-Kartells haben bereits drei Einsprüche gegen seine Auslieferung eingelegt. Auch die mexikanischen Strafverfolger stellten klar: Zunächst werde der bis dato weltweit meist gesuchte Drogenbaron in Mexiko vor Gericht gestellt. Kriminologen befürchten jedoch, dass es dann schon zu spät ein könnte. „Es wäre definitiv eine schlechte Botschaft, wenn man ihn jetzt nicht ausliefern würde, wo jeder weiß, dass unsere Gefängnisse nicht sicher sind“, erklärte der Journalist und Mafia-Experte Pepe Reveles.

taz, 11. Januar 2016

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Mexikos Krieg

Anlässlich der Verhaftung des Chefs des Kartells „Los Zetas“ Trevino Morales habe ich dem Radio Corax aus Halle am 18. Juli ein Interview gegeben. Es geht um Korruption, das Vorgehen des Präsidenten Pena Nieto und die Hintergründe des so schlecht genannten Drogenkriegs

Interview mit Radio Corax vom 18. Juli